Ein schwieriges, aber durchaus produktives Jahr
Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende zu. Gesellschaftspolitisch betrachtet ist es alles andere als erfreulich gewesen. Putins Angriffskrieg auf die Ukraine wird bald in sein viertes Jahr gehen, der Krieg im nahen Osten dauert schon länger als ein Jahr an. In beiden Fällen erleben wir weitere Zuspitzungen, und vor allem im nahen Osten droht eine weitere Eskalation. Politische Wahlen, in zuerst Europa und im November in den USA signalisieren, dass die Krise unseres demokratischen Projekts der Moderne sich weiter verschärft. Ermutigende Antworten auf die zunehmend spürbarer drohende Klimakrise lassen weiter auf sich warten. Wir leben in einer beunruhigenden Zeit.
Für mich persönlich kann ich im Hinblick auf meine publizistischen Aktivitäten immerhin eine erfreuliche Bilanz ziehen. Es ist einiges mehr zustande gekommen als ich gedacht hätte – und vor allem mein literarisches Schreiben macht mir Freude. Es gibt Gründe, sich ernsthaft zu sorgen, aber das muss ja nicht Blockaden beim Nachdenken und Schreiben auslösen. Man darf sich, ganz im Gegenteil, von den dunkler werdenden Zeiten nicht lähmen lassen.
Ich kann zum Ende dieses Jahres drei neu geschriebene Essays einstellen: einen eher politischen, einen vornehmlich philosophischen und ein eher literaturwissenschaftlichen. Hinzu kommt als vierter Essay eine literarische Einleitung zu meinem in diesem Jahr fertig geschriebenen Band mit sechs Erzählungen und einem eher philosophischen Essay, dem. den ich eben in meiner Aufzählung schon erwähnt habe. Der bewusst mehrdeutige Titel des Bandes lautet Dass es kein Ende nimmt. Zu einer möglichen Buchveröffentlichung des Manuskripts mit den Erzählungen lässt sich noch nichts sagen.
Parallel zu Dem Band mit Erzählungen habe ich sechs politisch-philosophische Essays aus den letzten Jahren unter dem Titel in beunruhigender und unheimlicher Zeit zu einem Buchmanuskript zusammengestellt. Alle politisch-philosophischen Essays aus den letzten Jahren habe ich noch einmal redaktionell überarbeitet und im hinblick auf die nun gewählte Zusammenstellung neu eingeleitet. Der für die Textzusammenstellung titelgebende Essay ist bislang unveröffentlicht. Wenn ich weiß, welche Form der Veröffentlichung meines Bandes mit sechs Erzählungen ich finden konnte, werde ich ihn parallel zu deren Veröffentlichung auf meiner Homepage einstellen. Das hier ist also jetzt nur eine Vorankündigung.
Schließlich und endlich habe ich parallel zu meinem Manuskript mit Erzählungen ein zweites Manuskript überarbeitet. Unter dem Titel Bleiben oder auch nicht – oder vielleicht doch weiter werden handelt es sich um eine Kombination aus Erzählungen, Essays und Lyrik aus dem Stanislaw-Lem-Jahr 2021. Einige davon hatte ich seinerzeit zu einem gemeinsamen Online-Prokjekt des LitraturRaum DortmundRuhr beigesteuert. Ein eigenes Buchmanuskript ist noch im gleichen Jahr auf dieser Grundlage entstanden, dann aber zunächst liegen geblieben. Eine längere Erzählung habe ich nun neu geschrieben, drei Essays aus den letzten drei Jahren neu hinzugenommen, an meiner Lyrik noch einmal ein wenig gefeilt. Im Ergebnis ist der enge Bezug zu Stanislaw Lem deutlich gelockert. In den Texten kommt u.a. meine distanziert-kritische Haltung gegenüber der Sciencefiction-Literatur zum Ausdruck. Aber Lem selbst hätte sich ja auch mit der Zuschreibung Sciencefiction-Autor falsch eingeordnet gefühlt. Zu veröffentlichungsfragen kann ich auch hier noch nichts sagen. Auch hier handelt es sich also um eine Vorankündigung – oder eben die Komplettierung meiner Bilanz für das ablaufende Jahr.
Im Einzelnen
Der erste meiner Essays zeigt, dass ich als Sozialwissenschaftler – unbeschadet meiner weiterhin stärkeren Hinwendung zu literarischen Texten – die aktuellen arbeits- und allgemeinpolitischen Entwicklungen weiterhin intensiv verfolge und mein Engagement auf diesem Feld nicht ganz aufgegeben habe. Unter dem Titel
- Nach den jüngsten Wahlen: Ökosoziale Transformationserfordernisse , Transformationsmentalitäten und Selbstblockaden des herrschenden Politikbetriebs
reflektiere ich die großen Herausforderungen der Zeit, so wie ich sie zu Beginn dieses Blogs bereits knapp umrissen habe. Beginnend mit (arbeits)politischen Entwicklungen hierzulande gehe ich relativ ausführlich auf die ökologischen Krisendrohungen und dann allgemeiner auf die Lage nach den Präsidentschaftswahlen in den USA ein. Man kann dies als den Versuch verstehen, die multiplen Krisendrohungen und –Entwicklungen der jüngsten Zeit möglichst nüchtern zu beurteilen und zu verstehen. Der Essay dokumentiert aber auch, dass ich mich bei einigen der darin behandelten Fragen immer noch politisch engagiere, welch eng gezogene Grenzen das auch haben mag.
Die literarisch- essayistische Einleitung zu meinem Buchmanuskript Dass es kein Ende nimmt mit seinen sechs Erzählungen trägt den Titel
- Wenn alles zu zerfallen droht
Ich erinnere darin daran, dass es nach dem Ende des ersten Weltkrieges - mit dem die ‚Nacht des zwanzigsten Jahrhunderts‘, oder wenn man so will ein neuerlicher dreißigjähriger Krieg begonnen hat, der erst nach dem Ende des zweiten Weltkrieges zu seinem vorläufigen Ende gelangt ist – die damalige Lage im Werk einiger hinreichend sensibler Schriftsteller von unbestritten großer Bedeutung zu ausgesprochen desillusionierten Einschätzungen geführt hat. Derartige Einschätzungen begegnen uns auch heute recht ähnlich wieder. Ich habe den Text im Zuge dieser Aktualisierung unter meinen Essay neu eingestellt, weil er vielleicht auf mein Buch neugierig machen kann, auch wenn die Form von dessen Veröffentlichung, wie oben erwähnt, noch ungeklärt ist.
Ähnliches gilt für einen zweiten Essay unter dem Titel
- Das Wagnis neu zu denken um anders handeln zu können
Geschrieben habe ich ihn nach wiederholter, intensiver Lektüre zweier noch recht neuer Veröffentlichungen von Philipp Blom. Den beschäftigen seit seinem Buch über die Böse(n) Philosophen (2010) und seiner daraus folgenden Aufforderung, Aufklärung neu zu denken die ökologischen Krisen- und Krisendrohungen - auf seinem Podcast Blomcast im Übrigen in enger Verschränkung mit anderen Krisen, etwa der unserer liberalen Demokratie aus unterschiedlichen Blickwinkeln immer wieder. Ich teile seine These, dass es für uns heute um Aufklärung in Zeiten der Verdunkelung geht. Nicht zuletzt durch sie bin ich zu diesem Essay angeregt worden.
Im letzten Jahr habe ich mich aber nicht nur mit meinem oben erwähnten Band mit Erzählungen – und mit meinem kleinen ‚Fußballbuch‘, über das ich in meinem letzten Blog berichtet habe - nochmals intensiver als in früheren Jahren mit literarischen Themen beschäftigt. Nun war 2024 Ja ein Kafka-Jahr, und das haben wir im LiteraturRaum DortmundRuhr zum Thema literarischer Texte gemacht. Dazu habe ich mich allerdings nicht inspiriert gefühlt, denn ich habe nur schwer einen Zugang zu dessen literarischem werk gefunden, wohl aber zu Kafkas philosophischen Ausgangsüberlegungen, so wie sie zuerst wichtige Zeitgenossen von ihm beschri3eben haben. Das hat mich zu meinem Essay
- Das kollektive Imaginäre und die ungeheure Welt im Kopf - Franz Kafka und sein Werk
geführt. Schon immer hat mich Franz Kafka eher im Hinblick das hinter seinem Werk stehende Verständnis von Philosophie und Literatur interessiert – und in dieser Hinsicht bin ich diesem Autor auch verschiedentlich begegnet. In meinem Essay habe ich mich darum bemüht, meine Sicht auf diesen großen deutschsprachigen Schriftsteller auf den Punkt zu bringen. In gewisser Weise schließe ich damit einen Kreis hin zu dem anderen literarischen Essay Wenn alles zu zerfallen droht, mit dem ich weiter oben, im Anschluss meine knappen Bemerkungen zur gegenwärtigen politischen Lage, meine knappen Bemerkungen zu meinen neu eingestellten Texten begonnen habe.
Ich hoffe, dass die Besucher meiner Homepage, je nach persönlichen Vorlieben und Schwerpunktsetzungen, an dem einen oder anderen der neu eingestellten Texte Interesse finden. Falls sie danach die anderen Texte ebenfalls durchgehen, und sei es auch nur flüchtig, wird ihnen nicht entgehen, wie eng und letztlich nicht voneinander zu trennen bei mir wissenschaftliche, philosophische und literarische Zugänge zur sozialen Wirklichkeit miteinander verschränkt sind.
Ich hoffe allen beim Lesen meiner Essays den einen oder anderen Impuls zum eigenen Weiterdenken geben zu können und vielleicht sogar ein wenig Vergnügen in unseren Zeiten der Verdunkelung zu bieten.
In diesem Sinne verbleibe ich, bis zur nächsten Aktualisierung dieser Seiten, mit freundlichen Grüßen
Helmut Martens